Islamische Trauung: Voraussetzungen, Ablauf und Bräuche der islamischen Eheschließung

Wenn Sie oder Ihr Partner muslimisch sind und nicht nur eine Trauung beim Standesamt, sondern auch nach islamischem Glauben anstreben, dann können Sie in Deutschland islamisch heiraten – zuhause oder in einer Moschee. Um eine muslimische Eheschließung, auch „Nikah“ genannt, vollziehen zu können, gibt es einige Voraussetzungen, welche erfüllt sein müssen. Zudem verlangen die deutschen islamischen Zentren der einzelnen Bundesländer, beispielsweise Berlin oder NRW, unterschiedliche Unterlagen. Da die Beschaffung einiger Dokumente zeitaufwändig werden kann, sollten Sie sich rechtzeitig mit einer Moschee in Verbindung setzen. Wichtige Informationen zu den Bedingungen und Hindernissen einer islamischen Eheschließung, dem Auflauf der Zeremonie, dem islamischen Ehevertrag und weiten Aspekten werden im Folgenden zusammengefasst.


Wer darf islamisch heiraten?

Muslimische Männer und Frauen dürfen islamisch heiraten, selbst, wenn sie bereits zuvor verheiratet waren. Außerdem darf ein muslimischer Mann eine nichtmuslimische Frau ehelichen, insofern diese einer anderen monotheistischen Religion angehört. Muslimische Frauen dürfen keine Nichtmuslime heiraten.


Wann wird eine islamische Ehe anerkannt?

In Deutschland wird eine Imam Ehe ohne Standesamt nur selten anerkannt. Die Möglichkeit besteht nur dann, wenn beide Eheleute keine deutschen Staatsbürger sind und entweder in Deutschland von einem ihres Herkunftslandes bevollmächtigten Vertreters getraut werden oder die Trauung in einem Heimatstaat stattfindet, in dem eine islamische Eheschließung rechtsgültig ist.


Was wird für eine islamische Eheschließung benötigt?

Für eine muslimische Trauung benötigen Sie stets die Personalausweise aller beteiligten Parteien sowie die standesamtliche Urkunde. Weitere Dokumente kann Ihre lokale Moschee anfordern. Außerdem müssen neben dem Brautpaar ein Stellvertreter der Braut und zwei Zeugen anwesend sein.


Wer darf islamisch heiraten?

Islamische Trauung: Voraussetzungen, Ablauf und Bräuche der islamischen Eheschließung
Eine Islamische Trauung wird auch Nikah genannt.

Um eine islamische Hochzeit feiern zu dürfen, gibt es im Islam einige Richtlinien, die erfüllt werden müssen:

  • Möchte ein Paar islamisch heiraten, muss es in Deutschland vor der islamischen Eheschließung „Nikah“ eine standesamtliche Trauung vollzogen haben. Eine Imam Trauung vor der standesamtlichen Hochzeit ist nicht rechtens.
  • Lediglich heterosexuelle Paare können sich vermählen.
  • Beide Parteien müssen nach islamischem Recht vollmündig Gemäß der hanafitischen Rechtschule ist ein Mädchen mit 17, ein Junge mit 18 volljährig.
  • Ein muslimischer Mann darf eine nichtmuslimische Frau heiraten, welche einer anderen monotheistischen Religion angehört. Muslimische Frauen dürfen generell nur Muslime heiraten. Es sind jedoch einzelne Ausnahmen bekannt, weshalb zum Thema Ehe mit Nichtmuslimen ein zuständiger Imam aufgesucht werden kann.
  • Der Islam schreibt genau vor, bei welchem Verwandtschaftsgrad nicht geheiratet werden darf:
    • Blutsverwandte: Eltern, Großeltern, Geschwister, Tante & Onkel, Nichte & Neffe
    • Milchverwandte: Wurde ein Kind durch eine Amme gestillt, darf es später weder die Amme noch ihre ersten Blutsverwandten heiraten.
    • Verwandtschaft durch Heirat: Ehepartner der Eltern, Ehepartner der Kinder, Schwiegereltern & Schwiegerkinder

Wann wird eine islamische Ehe in Deutschland anerkannt?

Grundsätzlich ist der Vollzug einer islamischen Trauung ohne Standesamt in Deutschland nicht rechtskräftig. Bereits seit 1875 gilt, dass in der Bundesrepublik nur eine von einem Standesbeamten durchgeführte Eheschließung Rechtgültigkeit besitzt. Daher ist eine islamische Trauung in Kombination mit Standesamt Pflicht. Es gibt jedoch wenige Ausnahmen für eine Anerkennung einer islamischen Ehe in Deutschland, welche sich in zwei Kategorien aufteilen lassen:

Islamische Trauung ohne Standesamt – im Inland:

Wer im deutschen Staatsgebiet eine muslimische Ehe anerkennen lassen möchte, muss mehrere Voraussetzungen erfüllen:

  1. Beide Eheleute sind keine deutschen Staatsbürger
  2. Beide Eheleute müssen volljährig sein oder eine Befreiung von dem Erfordernis der Ehefähigkeit besitzen, welche beim Gericht beantragt werden kann. Hierfür ist ein Mindestalter von 16 Jahren des Antragstellers notwendig, der Partner muss wiederum volljährig sein.
  3. Die muslimische Trauung wird von speziell ordnungsgemäß und gesetzlich ermächtigten Personen vollführt, welche von dem jeweiligen Herkunftsland eines der Eheleute persönlich benannt wurde. Dafür kommen unter anderem diplomatische Vertreter, Truppenoffiziere oder Geistliche in Frage. Eine beglaubigte Abschrift der Eintragung der so geschlossenen Ehe in das Standesregister beweist die Eheschließung.

Islamische Trauung ohne Standesamt – im Ausland:

Eine im Ausland geschlossene Nikah ohne Standesamt zwischen zwei Ehegatten, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, kann nur dann in Deutschland anerkannt werden, wenn die islamische Trauung in ihrem Heimatstaat mit der Erfüllung der Formerfordernisse des Landes rechtsgültig vollzogen wurde.

Ist einer der Ehepartner minderjährig, kann die islamische Trauung ohne Standesamt in Deutschland als ungültig erklärt werden, wenn diese gegen die wesentlichen Grundsätze des deutschen Rechts verstößt. Das deutsche Gesetz, welches besagt, dass ein Mindestalter von 16 Jahren verpflichtend ist, kann in einer seltenen gerichtlichen Einzelfallabwägung außer Kraft treten, jedoch muss der minderjährige Ehepartner mindestens 14 Jahre alt sein.

Wer muss bei einer islamischen Hochzeit anwesend sein?

Bei einer muslimischen Hochzeit müssen neben dem Brautpaar ein Imam, ein Wali und zwei Zeugen gegenwärtig sein. Ein Wali ist der Vormund der Braut. Laut Tradition muss dieser der Braut für die Ehe seine Zustimmung geben. Er ist männlich, moslemisch und meist der Vater der Braut. Heiraten Sie ohne Eltern, kann auch ein Großvater, Bruder, Onkel oder anderer männlicher Verwandter die Aufgabe übernehmen. Wenn die Braut Christin oder Jüdin ist oder keine Verwandten hat, kann auch ein Hodscha (islamischer Gelehrter) als Wali fungieren.

Zudem müssen zwei Zeugen anwesend sein, welche die Ehe bezeugen können. Es sollten zwei muslimische Männer oder ein Mann und zwei Frauen sein. Ist die Braut Nichtmuslima, kann die Braut Nichtmuslime als Zeugen mitbringen.

Was wird für eine islamische Eheschließung (Nikah) benötigt?

Eheringe werden nicht benötigt
Eheringe spielen übrigens keine Rolle bei einer muslimischen Trauung, da es eine nichtmuslimische Tradition ist und Moslems laut dem Koran nicht an die Macht von Ringen als Bündniswächter glauben sollen. Früher wurden daher gar keine Eheringe getragen. Mit der Zeit änderten sich die Bräuche und heute entscheiden sich immer mehr muslimische Paare für Eheringe, die dann z.B. bei der standesamtlichen Trauung angelegt werden.

Wenn Muslime sich entscheiden, islamisch in Deutschland zu heiraten, müssen sie sich zunächst an eine lokale Moschee wenden und einen Termin für eine erste Besprechung vereinbaren, um wichtige Informationen einzuholen. Der dort praktizierende Imam wird Ihnen mitteilen, welche Dokumente nötig sind und offene Fragen klären, denn jede Moschee (z.B. in Köln oder Dortmund) hat unterschiedliche Anforderungen. Solche Unterlagen können z.B. sein:

  • Meldezettel
  • Nachweis der Religionsangehörigkeit
  • Geburtsurkunde
  • Aufenthaltsgenehmigung
  • Scheidungsurkunde bzw. Scheidungsnachweis
  • Ausgefülltes Antragsformular

Selbst, wenn diese Unterlagen nicht überall gefordert werden, so gibt es Dokumente, die immer nötig sind:

  • Personalausweise oder Reisepässe aller beteiligten Parteien
  • Standesamtliche Urkunde

Was kostet eine islamische Trauung?

Eine islamische Trauung ohne Standesamt ist ein rein religiöser Akt, welcher im Namen Gottes vollzogen wird. Daher ist diese Dienstleistung kostenlos. Spenden an die Moschee im Namen des Brautpaares sind jedoch gern gesehen. Es können lediglich Kosten bei der Erschaffung nötiger Papiere entstehen.

Was zieht man zur muslimischen Trauung an?

Die islamische Eheschließung „Nikah“ ist eine einfach gehaltene Zeremonie, bei welcher ein religiöser Ehevertrag abgeschlossen wird. Daher tragen die meisten Paare alltägliche Kleidung und keine besondere Hochzeitskleidung, so wie es z.B. auf einer türkischen Hochzeit oder arabischen Hochzeit üblich ist. Wichtig ist jedoch, dass saubere, lange Kleidung bevorzugt wird, welche Arme und Beine bedecken. Die Braut muss ein Kopftuch tragen und sollte zusätzlich ihr Dekolleté bedecken. Falls weitere Frauen als Gäste an der Hochzeit teilnehmen, ist eine Haarbedeckung gern gesehen, Pflicht ist sie nur in einer Moschee.

Wie läuft die islamische Hochzeit ab?

Islamische Trauung: Voraussetzungen, Ablauf und Bräuche der islamischen Eheschließung
Sollten wichtige Unterlagen für Ihre islamische Trauung fehlen, können Sie diese online bei Ihrem zuständigen Standesamt anfordern.

Bereits Wochen vor der Trauung trifft sich das Paar mit dem Gelehrten, um den Inhalt eines Islamischen Ehevertrages zu besprechen. Solch ein islamischer Ehevertrag umfasst viele Aspekte des zukünftigen Lebens der beiden Parteien. Er soll besonders die Frau durch eine sogenannte Morgengabe/Mitgift absichern, falls es zu einer Scheidung kommt. Die Morgengabe ist eine der Bräuche aus Zeiten, in denen Frauen nicht arbeiteten. Sie kann aus Gold oder Geld bestehen und muss entweder während der Ehe oder bei der Scheidung ausgezahlt werden. Doch nicht nur die Mitgift wird in dem Ehevertrag festgehalten, sondern weitere wichtige Aspekte.

Diese Aspekte kann ein islamischer Ehevertrag beinhalten:

  • Die Morgengabe
  • Die religiöse Erziehung der Kinder
  • Pflichten im Haushalt beider Parteien
  • Der Ort, an welchem das Paar leben wird
  • Beiträge an die Rentenversicherung
  • Gütertrennung bei einer Scheidung

Zudem wird der Ort der Eheschließung besprochen. Möglich sind:

  • Islamisch heiraten zuhause
  • Islamisch heiraten in der Moschee
  • Islamisch heiraten im Saal (z.B. in Kombination mit einer syrischen Hochzeit etc.)

Hinweis: Wenn Sie solch einen Vertrag als rechtskräftig erklären lassen wollen, müssen Sie ihn notariell beglaubigen lassen.

Der Ablauf

Geschenke werden bei der Hochzeitsfeier übergeben:
Geschenke werden in der Regel bei einer religiösen Nikah nicht gemacht, sondern später bei der großen Hochzeitsfeier vergeben.

Eine islamische Eheschließung „Nikah“ ist kein romantischer Akt, sondern eine Art Vertragsabschluss zweier Parteien. Daher sind selten die Familie oder andere Gäste dabei. Erlaubt ist dies jedoch.

Vor der Zeremonie nehmen Braut und Bräutigam eine rituelle Waschung vor. Der Imam spricht ein Gebet oder liest dieses aus dem Koran vor. Anschließend wird die Mitgift für den Ehevertrag noch einmal besprochen und vom Brautpaar und dem Wali akzeptiert. Daraufhin fragt der Imam üblicherweise erst den Mann dreimal, ob er die Ehe mit der Braut eingehen will, worauf dieser es dreimal bejahen muss. Nach ihm wird die Braut befragt, welche ebenfalls dreimal ihren freien Willen bekräftigen muss. Im Anschluss werden noch die Zeugen befragt, ob sie die Ehe bezeugen. Der Imam bekräftigt die Ehe. Zum Schluss wird ein gemeinsames Gebet gesprochen.

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